Der Schriftsteller Vladimir Vertlib zu Besuch im Brucknergym
Der bekannte Schriftsteller Vladimir Vertlib war am 27.02.2024 zu Besuch im Brucknergymnasium. Er hielt eine Autorenlesung für die 7A und war anschließend Gast im Deutsch-WPG, wo er einen Schreib-Workshop leitete und die Schüler*innen zum kreativen Schreiben animierte.
Vladimir Vertlib wurde 1966 in Leningrad in der ehemaligen Sowjetunion geboren und war mit seiner Familie 1971 bis 1981 zehn Jahre lang unterwegs, u.a. lebte er in Israel, Italien, Holland und den USA. Seit 1981 lebt Vertlib in Österreich, seit 1993 ist er freischaffender Schriftsteller. Bekannt wurde er v.a. durch seinen Roman „Zwischenstationen“, in dem er auch einige Episoden seiner eigenen Emigration verarbeitet. Sein letzter Roman, der im Februar 2024 erschienen ist, heißt „Die Heimreise“ und widmet sich v.a. dem Leben seiner Mutter.
Autorenlesung? Nun – zunächst war das Echo der 7a etwas verhalten, als ich diesen Vorschlag gemacht habe. Spätestens nach der sehr kurzweiligen Lesung und einer sehr lebhaften anschließenden Diskussion hat sich dieser Eindruck allerdings zum Positiven gewandelt. Beeindruckt waren die Schüler*innen v.a. von der Offenheit und den persönlichen Antworten des Autors. Auch Herr Vertlib war angenehm überrascht von den interessierten Fragen und der Beteiligung durch die Schüler*innen. Er ist u.a. für den ÖAD im Bereich der Extremismusprävention an vielen österreichischen Schulen im Einsatz, ein Projekt mit dem Namen „Über den fremden Schatten springen. Feindbilder überwinden“, das er gemeinsam mit Alma Mannsberger durchführt.
Gerade seit dem Gaza-Krieg gehen auch in manchen Schulen in Österreich die Wogen hoch und Herr Vertlib, als russischer Jude geboren, und Frau Mannsberger, eine Muslima aus Bosnien, sehen ihre Aufgabe darin, mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe zu diskutieren, aufzuklären und ins Gespräch zu kommen. Dabei kommt es schon das eine oder andere Mal zu hitzigen Diskussionen.
Umso wohltuender, dass es bei uns im Brucknergym eigentlich ausschließlich um die Literatur gehen konnte…

Folgende beiden Texte sind im Rahmen des Schreib-Workshops entstanden. Es handelt sich um „Freundschafts-Texte“, die den Charakter einer anderen Person einfangen sollen. Dann wird die Person, für die der Text geschrieben wurde, gefragt, ob sie den Text annehmen möchte. In diesem Fall haben die beiden Schülerinnen die Texte sehr gerne angenommen:
Von Fabia für Louisa:
Nach langer Zeit des Herumirrens, des Heimatlos-Seins und der Orientierungslosigkeit so tief verwurzelt zu sein und Halt gefunden zu haben war wie eine Erlösung – der Beginn einer Zeit des Aufblühens und der Entfaltung. Schon bald wird dieser Baum seinen Wipfel dem Himmel entgegenrecken, um stolz und in seiner vollen Pracht jedem Wind und Wetter zu trotzen.
Von Louisa für Fabia:
Wasser kann sickern, rauschen, tröpfeln, brechen, dampfen und rieseln. All das geschieht in unterschiedlichsten Zuständen. Es passt sich an seine Umgebung an, das Wasser. Es ist immer im Untergrund vorhanden, bricht manchmal aus, zieht sich dann wieder zurück. Das Wasser, es kann wohlig warm in einer Badewanne sein, es kann heiß sein, es kann kontrolliert sein und doch, das ist das Schönste am Wasser, findet es immer einen Weg.